21.11.2025

Junglandwirtekongress in Blaubeuren

Am Donnerstag 20.11.2025 ging es, wie in den Jahren zuvor auch, mit den Auzubildenden des 2. und 3. Lehrjahres der Landwirte auf den Junglandwirtekongress nach Blaubeuren. Dieser wird von der Landjugend Württemberg-Baden ausgerichtet und befasst sich mit jährlich wechselnden, aktuellen Themen aus der Landwirtschaft.

Nach einer kurzen Begrüßung von Herrn Christian Seifert, Vorsitzender Landjugend Württemberg-Baden, begann die ganztägige Veranstaltung zum Thema „Ernten, Vermarkten, Durchstarten!“.

Zunächst referierte Frau Franziska Meitinger, Geschäftsführerin des Bauernmarktes Dasing, über „(Wie) Lohnt sich Direktvermarktung“. Der Bauernmarkt wurde vor einem halben Jahrhundert von elf Landiwrten gegründet. Er liegt an der A8 bei Augsburg und ist dementsprechend hervorragend an den Verkehr bzw. Laufkundschaft angeschlossen. Die Grundidee war, Synergieeffekte zwischen den beteiligten Betrieben zu schaffen und zu nutzen. Die Landwirte nutzen hierfür eine gemeinsame Vermarktungsstrategie. Sie bauen statt vielen kleinen Hofläden einen großen, gemeinsamen Markt. Das mindert das finanzielle Risiko des einzelnen. Zu der Zeit, in der das Projekt startete, waren die teilnehmenden Landwirte Pioniere, denn der eigentliche Boom der regionalen Vermarktung startete erst ein paar Jahre später. Insgesamt war das Projekt ein voller Erfolg – vom ersten Tag an.

Es folgte Herr Christoph Bosch, von der Biotal Hofgemeinschaft Eselsburg. Sein Thema: „Innovative Direktvermarktungskonzepte und Rolle der Diversifizierung in der Dirketvermarktung“. Als Betriebsleiter beschäftigt er viele Mitarbeiter*innen, unter anderem mit Handycap.

Auf dem Betrieb leben Milchkühe, Wasserbüffel, Schafe, Ziegen und Esel. Außerdem werden Äcker und Grünland bewirtschaftet. Auf den Äckern wird auch Gemüse – hauptsächlich in Handarbeit – angebaut, welches im betriebseigenen Hofladen vermarktet wird. Dort wird zudem Milch, Joghurt, Quark und Käse aus eigener Produktion angeboten. Hinzu kommen Büffelmilchprodukte und Zugekauftes, um das Sortiment zu ergänzen. Als großen Vorteil seines Hofladens sieht der Betriebsleiter, dass die Kundinnen und Kunden auch eine kleine Bewirtung erwarten dürfen sowie die Tiere und Anbauflächen, die großenteils in unmittelbarer Nähe zu finden sind. Insgesamt rechnet sich das. Anschließend kann festgehalten werden, dass die Wertschöpfung und der Anteil des Umsatzes, der tatsächlich beim Erzeuger bleibt, durch die Direktvermarktung deutlich gesteigert werden kann.

Herr Thomas Schädler vom Beratungsdienst Direktabsatz e.V. berichtete über die „Rolle der Kommunikation in der Direktvermarktung“. Ein Trend, den der Referent in letzter Zeit festgestellt hat, ist, dass die Direktvermaktung ohne Personal zunimmt. Dennoch ist das klassische Verkaufen interessant. Besonders wichtig in diesem Zusammenhang ist das Auftreten bzw. Wirken des Verkäufers. Sowohl dessen Wesen (freundlich, Blickkontakt suchend, etc.) als auch dessen äußeres Erscheinungsbild sind dabei entscheidende Kriterien. Mit einem Namensschild kann zudem eine Bindung zwischen Kunde und Verkäufer entstehen, die das Geschäft positiv beeinflussen kann.

Im Anschluss referierte Frau Prof. Dr. Regina Birner von der Universität Hohenheim, Agrarsoziologin und Mitglied der Zukunftskommission Landwirtschaft. Grundsätzlich ging es um die „Zukunft der Landwirtschaft und Direktvermarktung“. Die Triebkräfte Klimawandel, globale wirtschaftliche Veränderungen, neue gesellschaftliche Erwartungen, neues Wissen und technischer Fortschritt bringen viele Herausforderungen mit sich, denen sich die Landwirtschaft auch im Bereich der Direktvermarktung aktuell stellen muss. Auf den Ist-Zustand muss reagiert werden. Ob diese Reaktion jedoch die richtige war, stellt sich erst heraus, wenn ein Ergebnis bereits vorliegt. Daraus ergeben sich immer wieder neue Ideen, wie z.B. der Anbau von Lavendel auf der schwäbischen Alb oder ein KI-gesteuerter Hofladen.

Vor dem gemeinsamen Mittagessen im Tagungszentrum Blaubeuren stellten noch Franziska Fröschle und Stefan Ott – zwei ehemalige Schüler der Hilde-Domin-Schule, die nun die FSL Herrenberg besuchen – das Projekt „24/7 SB Schul-Laden“ vor. Im Rahmen der Technikerausbildung hat deren Klasse einen SB-Hofladen in Containerform als feste Einrichtung der FSL Herrenberg etabliert. Das Projekt zeigt, dass es zwar viel Arbeit bedeutet, so einen neuen Weg in der Vermarktung einzuschlagen, dass es aber auch Spaß macht, im Team einen großen Erfolg haben zu dürfen.

Am Nachmittag schlossen sich sechs Workshops an. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer des Kongresses durfte zwei davon besuchen. Die Themen waren sehr vielfältig und umfassend.

Wir danken der Landjugend Württemberg-Baden für den sehr abwechslungsreichen und gelungenen Junglandwirtekongress 2025 und freuen uns schon auf 2026!